Hallo Niklas! Vielen Dank dass du dich bereit erklärt hast uns ein kleines Interview für die Playing-Ducks Series “Vier Augen” zu geben. Stell dich doch einfach mal der Community vor.
Hey! Mein Name ist Niklas Timmermann und ich bin stellvertretend verantwortlich für die Geschicke bei Alternate aTTax! Ich selbst war früher auch Spieler und habe dabei auch lange Zeit für aTTaX gespielt. Seit 2010 habe ich mich dann vermehrt dem Betrieb des Teams gewidmet und bin seit dem Relaunch nun auch führend tätig. Ansonsten bin ich im Alltag als Jurist tätig.
Du bist in deiner Person eines der Aushängeschilder bei der Organisation aTTax. Wie sieht dein Arbeitsalltag im ESport aus?
E-Sport bietet wohl einen der abwechslungsreichsten Alltage, die man so finden kann. Zunächst mal lässt sich der Alltag am besten in zwei Ebenen einplanen, nämlich kurz- und langfristige Planungen. Kurzfristige Planungen sind insbesondere Wehwehchen von Spielern, die Planung von Events und allem drum herum sowie die Überwachung der Umsetzung. Darüber hinaus beschäftigte ich mich auf der langfristigen Ebene viel mit möglichen Trends im Markt und der Entwicklung der Marke Alternate aTTaX selber, also unsere kommende Ausrichtung am Markt, Umstrukturierungen innerhalb von Teams oder bzgl. ganzer Spiele oder auch die Akquise von Partnern für aTTaX selbst.
Du bist Rechtsreferendar beim Amtsgericht Nordhorn und hast ein breit gefächertes Wissen im Rechtswesen. Inwiefern hilft es dir im ESport unabhängig der allgemeinen Rechtsgrundlagen (Verträge) bei aTTaX?
Mittlerweile bin ich im Rahmen des Referendariats beim Zoll gelandet und darf mich dort ein wenig austoben ;). Wenn man die Verträge vieler Teams sieht, insbesondere im Vergleich zu unseren, so weisen diese zum Teil eklatante Schwächen bzw. rechtliche Lücken auf oder sind schlichtweg so unwirksam. Insbesondere das vorherige Studium hat mir sehr geholfen, unsere Verträge in Zusammenarbeit mit der Personalabteilung auf E-Sport zu optimieren und dabei weiterhin geltendes Recht einzuhalten. Als eine von wenigen Organisationen in DE betrachten wir die Schaffung einer fairen, arbeitsrechtlich unbedenklichen vertraglichen Basis als “must have” für ein erfolgreiches Team. Darüber hinaus habe ich in der Vergangenheit bereits mehrfach Spielern anderer Teams helfen können, die sich selbst in diesen recht einseitigen Verträgen gefangen sahen. Insbesondere die Professionalisierung von Verträgen wird in der Zukunft eine große Rolle spielen, da schlechte Verträge eine gute Angriffsbasis zur Umgehung von Ablösesummen oder der vorzeitigen Auslösung von Spielern darstellen.
Du warst, bevor du bei aTTaX ins Management gegangen bist, selber aktiver Esportler mit vielen Erfolgen. Welche Vorteile bringt es, selber ESportler gewesen zu sein?
Ich würde sagen, dass sich eine vorherige Karriere gleich mehrfach positiv auswirkt. Auf der einen Seite wird man von den Spielern als Teil ihrer Gruppe und nicht als jemand von Außen wahrgenommen, was den Zugang zu Spielern und die Kommunikation im Allgemeinen stark erleichtert. Man bewegt sich also eher auf Augenhöhe und vermeidet schneller Fehler, die zu mangelndem Respekt o.ä. führen könnten. Darüber hinaus ermöglicht es mir die Erfahrung als Spieler, wirklich wichtige Bedürfnisse meiner Spieler bedienen zu können und gleichzeitig eher unwichtige Punkte zurückzustellen. Insbesondere in Verhandlungen mit neuen Teams sind diese Erfahrungen ebenfalls wichtig, da vielfach von einer sehr überhöhten Verhandlungsbasis seitens des Teams ausgegangen wird!
Was sind die Ziele bei aTTaX im Bereich CSGO für das Jahr 2017?
Nach dem Wechsel innerhalb des Teams wollen wir die ersten Monate dazu nutzen, eine stabile Basis für das weitere Jahr aufzubauen. In Zusammenarbeit mit ihrem Coach werden die Jungs dann alles daran setzen, die Erfolge des letzten Jahres zu wiederholen und sich im Kampf um die deutsche Spitze mit BIG auf Augenhöhe zu bewegen. Insbesondere die Verteidigung der aktuellen Titel aus ESLM und ESWC sollte für uns das Ziel sein.
Im vergangenen Jahr gab es viele Gespräche unter den Top6 Organisationen in Deutschland und es wurde vereinbart “Ehrlich und direkt” zu kommunizieren. Ist dies ein wichtiger Schritt im Professionellen ESport?
Ich finde, wir haben noch viel zu wenige Interessensvertretungen im E-Sport. Diese sind in anderen Sportarten absolut üblich und in gewisser Weise notwendig. Damit meine ich aber explizit nicht exklusive Clubs wie die WESA, sondern stelle mir eher Verbandsmodelle vor, bei denen gewählte Vertreter die Geschicke für Teams, Ligen und Spieler lenken. Dem E-Sport fehlen leider bisher verbindliche Standards hinsichtlich fast aller wichtigen Punkte. Harmonisierte Spielpläne, Mindeststandards für Verträge oder Wechselfristen sind nur 3 Punkte, die einer näheren Betrachtung bedürfen.
Was hältst du Persönlich vom Team BIG?
Ich persönlich bin gespannt, was Fatih und Co. auf internationaler Bühne zeigen können. Auch für Kevin freut es mich, dass er dort nun beweisen kann, dass er auch international zu den Top 5 AWP gehört. Ich denke, dass er mit der Führung von Fatih dort auf jeden Fall landen kann. Darüber hinaus ist nach der fehlenden Konstanz bei Penta ein innerdeutscher Konkurrent natürlich super, da im deutschen Markt seit einigen Jahren ein wirklicher Wettkampf wie in früheren Jahren nicht mehr stattfindet. Vielleicht lässt sich dies ja nun ein wenig ändern 😉
Wir bedanken uns und die letzten Worte gehören dir!
Grüße an all die, die aTTaX im letzten Jahr wieder mit aufgebaut haben und natürlich an f4nzo, der so bemitleidenswert wenig in CS rafft ://